Homosexualität über die Jahrhunderte

Homosexualität ist heute ganz anders als damals. Aber wie genau es war, homosexuell zu sein, wissen viele gar nicht. Also: Wie war das eigentlich?

Eigentlich würde man in der Prähistorie (Anfang der Menschheit bis 3000 v. Chr.) anfangen, allerdings gibt es keine Aufzeichnungen zum Thema Homosexualität, deswegen beginne ich mit der Antike.

Antike

In der Antike (3000 v. Chr. – 500 n. Chr.) waren die Menschen ziemlich offen gegenüber Homosexuellen. Es gab zur männlichen Homosexualität sehr viele Quellen, bei Frauen waren es eher wenige Quellen und nur ein paar lyrische Texte. Da es hauptsächlich Aufzeichnungen zu homosexuellen Beziehungen von Männer gab, werde ich hauptsächlich darüber schreiben. Die männlichen Beziehungen bestanden meistens aus einem älteren Mann und einem Jugendlichen. Dies nannte man eine Knabenliebe. Bei dieser Beziehung ging es nicht nur um Liebschaften, sondern auch darum, dass der Ältere den Jüngeren sozusagen ausbildete und dies nicht nur in Sachen Kampfkunst, sondern auch in den Themen: Rhetorik, Mythologie und Geschichte. Diese Art der Beziehungen gab es auch bei Frauen. Vor allem wurde diese Art von Knabenliebe hauptsächlich in der Oberschicht praktiziert und gesellschaftlich akzeptiert. Allerdings wurde diese Beziehung, wenn beide Männer ausgewachsen waren, gesellschaftlich als verpönt und unehrenhaft gesehen. Sträflich verfolgt wurden sie dennoch nicht. Wenn beide noch im Knabenalter waren, wurde dies als tolerierbar empfunden.

Frühes und hohes bis spätes Mittelalter

Im frühen und hohen bis späten Mittelalter (500 – 1500) sah es schon wieder anders aus. Denn im christlichen Mittelalter waren gleichgeschlechtliche Sexualbeziehungen als naturwidrig verpönt, wobei es anfangs noch mit Duldsamkeit begegnet wurde. Zum Beispiel wurden im 6. Jahrhundert Analverkehr zwischen Männern und gegenseitige Masturbation als blässliches Vergehen geahndet. Priester sollten bei so etwas ins Kloster gesperrt werden bei Wasser und Brot, für Frauen galt eine Buße von 160 Tagen bei Wasser und Brot und für Männer war eine solche Buße sogar bis zu einem Jahr vorgesehen. Dann aber, ab dem 13. Jahrhundert, wurde es seitens der Kirche immer stärker geahndet und man konnte sogar auf dem Scheiterhaufen landen.

Renaissance

Die Renaissance (1500 – 1600) nannte männliche Beziehungen Sodomie, was als illegal und kriminell galt. Wenn allerdings jemand eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung hatte, war es wie bei den alten Griechen, allerdings wird er der jüngere meistens puttana (Hure) genannt oder wie eine Frau behandelt, da er beim Sex dominiert wird. Der ältere Mann machte aus den Augen der Gesellschaft nichts Beschämendes oder Falsches, solange er der ist, der die Rolle der Frau (unterwürfig) annimmt, wurde er jedoch öffentlich ausgepeitscht oder sogar verbannt.

Goldenes Zeitalter 

Während des Goldenen Zeitalter (1600 – 1700) in England gab es ein Druckfehler für die Neuauflage der Bibel, sodass der Ehebruch nicht mehr als untersagt und Sünde galt. Dadurch fingen viele Ehen an, polygam zu werden, um einen natürlichen Ausweg aus dem Dilemma, dass Männer untreu waren, zu finden. Denn die Prostitution wurde immer noch als Übel gesehen.

Zeitalter der Industrialisierung und Aufklärung

In dieser Zeit (1700 – 1900) strich Frankreich in der ersten Phase in der Revolution die Strafbarkeit der homosexuellen Handlungen komplett aus dem Gesetzbuch (1797). Dann wurde 1974 in Preußen die Todesstrafe gegen Homosexuelle abgeschafft und durch Zuchthaus, Prügelstrafe oder Verbannung ersetzt. Bayern als erster Deutscher Staat schuf, unter dem Einfluss Frankreichs, die Bestrafung sexueller Handlungen zwischen Männer 1813 gänzlich ab. Allerdings verschärfte sich die Situation im 19. Jahrhundert in Deutschland wieder. In dieser Zeit war einer der wenigen Mutigen der Jurist Karl Heinrich Ulrichs (1825 – 1895), denn dieser forderte 1867 erstmals die öffentliche Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Handlungen. Aber anstatt einer Liberalisierung wurde eine zunehmende staatliche Repression gegen Homosexuelle erhoben. Das Strafgesetzbuch von 1871 sah unter dem Paragraf 175 für widernatürliche Unzucht zwischen Männern eine Gefängnisstrafe sowie den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Ein berühmtes Opfer davon war der Schriftsteller Oscar Wilde. Dieser hatte nämlich eine Affäre mit einem englischen Adeligen und kam dadurch in den Prozess. Der Adelige verleugnete ihn allerdings und beim Versuch, sich herauszureden, richtete er noch mehr Schaden an, sodass er am Ende wegen des Umgangs mit männlicher Prostitution 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilt wurde.

Das 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert (1900 – 2000) sah es schon wieder anders aus mit Homosexualität als im Jahrhundert davor. Zumindest anfangs, denn in Berlin gab es bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten viele Nachtclubs und Cabarets für Schwule und Lesben. Dies gab es auch in anderen Städten innerhalb Deutschlands, zum Beispiel Hamburg und Köln. Aber durch die Nationalsozialisten wurden viele Homosexuelle in Konzentrationslager gebracht. Hitler empfand Homosexualität als entartetes Verhalten, der Leistung des Staates sowie den männlichen Charakter der deutschen Bevölkerung bedrohte. Für ihn waren schwule Männer Volksfeinde. Und dann, am 15. November 1941, ordnete er die Todesstrafe für homosexuelle Betätigungen an. Über die homosexuellen Frauen dieser Zeit wurde kaum etwas überliefert, denn in den meisten Fällen wurden sie nicht der Homosexualität bezichtigt, sondern zum Beispiel der Prostitution. Nach 1945, also nach dem zweiten Weltkrieg, blieb die nationalsozialistische Gesetzgebung bezüglich der Homosexuellen zunächst bestehen. Dies wurde aber dann in der Bundesrepublik Deutschland 1969 geändert. Bei der DDR wiederum kehrte man schon 1950 zur Verfassung von 1935 zurück. Dabei wurde für Homosexuelle ein Schutzalter aufgestellt, welches dann im Dezember 1988 mit dem der Heterosexuellen gleichgestellt wurde. 1994 tat die Bundesrepublik dies ihnen nach.

21. Jahrhundert

Dieses Jahrhundert ist noch nicht mal an der Mitte angekommen und es wird wahrscheinlich noch viel passieren, weshalb es hier nur um die Zeit von 2000 bis 2022 geht. In unserer Gesellschaft wird Homosexualität immer mehr akzeptiert und nicht mehr als Sünde oder Verletzung des Gesetzes gesehen. Natürlich gibt es immer noch Länder oder Staaten, die gegen Homosexuelle sind, wie zum Beispiel Katar. Dennoch hat die Menschheit sich in diesem Punkt verbessert. Es gibt einmal im Jahr einen Pride Month und an Halloween gibt es zum Beispiel in den USA Homosexuellen-Paraden und -Umzüge. Und seit dem 1. Oktober 2017 sind in Deutschland die Ehen bei Homosexuellen legalisiert. Das erste Land, das gleichgeschlechtliche Ehen legalisierte, waren die Niederlande am 1. April 2001. Darauf folgten 32 weitere Länder, wobei Kuba das letzte war (26. September 2022). Dennoch gibt es immer noch Dinge, die nicht so einfach sind, wie zum Beispiel Kinder bekommen für homosexuelle Paare. Die Adoption sowie die Befruchtung einer Eizelle (bei Lesbischen Paaren) ist immer noch ein langer Prozess. Aber wer weiß, vielleicht sieht das in zehn Jahren auch wieder anders aus?

Autor: Lale

Quellen:

Homosexualität im antiken Griechenland – Wikipedia
Homosexualität – Mittelalter-Lexikon
Homosexuality in Renaissance: A Fable of Freedom (theontologicalmachine.com)
Kulturgeschichte: Der ausschweifende Sex des 18. Jahrhunderts – WELT
Homosexualität: Die wechselvolle Entwicklung im 19. Jahrhundert | radioWissen | Bayern 2 | Radio | BR.de
Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus – Wikipedia

 

 

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