Interview mit Herrn Schendel
Stellen Sie sich doch bitte erstmal kurz vor.
Ich bin Tim Schendel und ich bin hier Koordinator für Berufsorientierung, aber vornehmlich auch Lehrkraft für die Fächer Wirtschaft und Politik und Geografie. Ich mag den Beruf sehr gerne und bin leidenschaftlicher VfL Bochum Fan, das ist hier vielleicht eigentlich das wichtigste. Ansonsten mache ich diverse andere Dinge, aber das führt hier zu weit und wir müssen ja auch noch andere Dinge besprechen.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, Lehrer zu werden?
Ja, das ist auch eine ganz spannende Frage. Die Entscheidung dazu kam tatsächlich relativ spät in der Oberstufe. Damals hatte ich nämlich einen Geografielehrer, der ziemlich cool war, denn der hat aus dem Unterricht heraus Exkursionen mit uns gebucht, also etwas, was man heutzutage gar nicht mehr darf. Das geht einfach gar nicht mehr. Und der hat solche Dinge einfach getan und zu uns gesagt: „Kinder, worauf habt ihr Lust? Da müssten wir eigentlich mal hinfahren. Wartet, ich rufe da mal kurz an. Ja, das ist jetzt klar, da fahren wir hin“. Und der war auch immer locker, zumindest dann, wenn man gut gearbeitet hat. Wenn nicht, dann war er auch ein bisschen strenger, aber man hat ganz, ganz viel gelacht und in seinem Unterricht habe ich mal – das ist eine ganz witzige Geschichte – Armdrücken gegen ihn gemacht und gewonnen. Das war auch ganz wichtig. In meiner Oberstufenzeit habe ich mir dann gedacht, das kann ich auch und dann bin ich halt Lehrer geworden, unter anderem Geografielehrer.
Und aus welchem Grund haben Sie sich für die Fächer WiPo und Geografie entschieden?
Geografie fand ich thematisch schon immer sehr, sehr spannend und ich finde auch die breite Facette, die am Fach Geografie auch häufig kritisiert wird, sehr spannend, denn man sagt ja immer, Geografie ist so eine Wissenschaft, die existiert eigentlich gar nicht. Es gibt ja einmal diese physische Variante, also man guckt sich die Entstehung von Vulkanen und die Vegetationszonen an, aber es geht auch um humangeografische Faktoren, also wie geht der Mensch eigentlich auf den Raum ein, zum Beispiel was sind Global Citys und was macht diese aus. Und das ist so eine große Bandbreite, dass Leute das kritisieren. Ich hingegen denke ja, das ist super spannend und da lernt man ganz viel über die Welt.
Wirtschaft und Politik, da muss ich ehrlich sein, das hatte ich erst gar nicht auf dem Zettel, denn erst wollte ich Deutschlehrer werden. Dann hat allerdings meine damalige Lehrerin mit mir gesprochen und meinte: „Nein, werde auf keinen Fall Deutschlehrer, diese Korrekturen und so weiter. Mach irgendwas anderes, was vielleicht inhaltlich spannender ist.“ Also, was heißt inhaltlich spannender, nichts gegen meine Deutschkolleginnen und -kollegen, aber WiPo war dann passend zu Geografie und jetzt bereue ich das auch nicht. Auch wenn man mit dieser Fächerkombination eigentlich keine Jobs bekommt, ich hatte ein bisschen Glück.
Wie sind Sie ans LGN gekommen?
Auch eine ganz spannende Geschichte, ich habe tatsächlich in Hamburg studiert beziehungsweise mein Referendariat in Hamburg gemacht, auch mit einem relativ erfolgreichen Abschluss, kann man sagen. Und dann habe ich mit dieser lustigen Fächerkombination, was ich eben schon meinte, gedacht, dass ich gar keinen Job bekomme. Nach meiner letzten mündlichen Prüfung haben die mir bei meiner Lehrerausbildung allerdings gesagt, mit dem Schnitt und so weiter können Sie sich die Schule ja aussuchen. Das ist Quatsch, kann ich nur sagen, Geografie- und WiPo-Lehrer sucht niemand, das gibt es einfach nicht. Außer Herrn Apsel, der hat das früher gesucht, warum auch immer. Er hat das ausgeschrieben und mir auch eine ganz lange E-Mail geschrieben. Er hat gesehen, dass ich die beiden Fächer habe, hat mich eingeladen und dann durfte ich hier ein Bewerbungsgespräch durchführen. Sieben Leute waren vor mir da, habe ich gelesen, und ich habe mich durchgesetzt. Unfassbar. Ich bin sehr glücklich.
Was sind neben dem Unterrichten Ihre Aufgaben an unsere Schule?
Das habe ich vorhin schon mal kurz angedeutet, eigentlich mache ich ganz, ganz viele Dinge, die möchte ich jetzt gar nicht alle ausführen. Formal bin ich Koordinator für Berufsorientierung, das heißt, ich kümmere mich darum, dass es genug Angebote für die Schülerinnen und Schüler gibt, sich zu orientieren. Denn die Schule ist ja nur ein Zwischenschritt, soll euch vorbereiten aufs Leben und soll euch auch einige Perspektiven schaffen. Danach geht es aber darum, dass ihr natürlich auch etwas in die Rentenkassen einzahlt und so weiter und auch für unsere Pension als Lehrkräfte sorgt, das ist ja super wichtig. Unter anderem kümmere ich mich aber auch um die Organisation von Teilbereichen des Ganztages und die Präventionsveranstaltungen werden auch von mir organisiert. Im Moment auch noch das Projekt Lernchancen und diverse andere Dinge.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Beruf und an unserer Schule?
Also, das kann man ja fast zusammenführen, denn ich glaube, Lehrer sein hat auch immer damit zu tun, an welcher Schule und an welcher Schulform man unterrichtet und da bin ich wirklich gesegnet, denn ich habe ja eine Schule, in der das Unterrichten wirklich Spaß macht. Das wisst ihr selber, die Lerngruppen hier arbeiten wirklich, das heißt man hat, glaube ich, weniger pädagogische Arbeit als in anderen Schulformen. Und die Kinder hier sind so nett. Wenn man mal eine Hofaufsicht hat, ist man danach in besserer Stimmung als vorher. Das heißt, selbst wenn ich einen schlechten Tag habe, was selten vorkommt, muss ich auch mal sagen, dann erzählen die Kinder Geschichten, kommen zu einem gerannt, wollen alles mit einem teilen und danach geht es einem wieder gut. Und außerdem macht das Unterrichten hier auch Spaß. Ich kann mich nicht beklagen und ich bin immer glücklich nach dem Unterricht.
Und gibt es ein besonders lustiges Ereignis aus Ihrer bisherigen Zeit als Lehrer?
Es gibt unzählige lustige Ereignisse. Es gibt eine Sache, die ist tatsächlich auch ein bisschen unangenehm. Das betrifft den ersten April. Also man muss dazu sagen, dass ich ja wie eben gesagt, Bochum Fan bin und sagen wir mal so, ich mache mich damit auch angreifbar, denn Bochum hat ja nun zwei große Konkurrenten. Ich erwähne in meine Unterrichtsstunden sehr häufig Dortmund und Gelsenkirchen und dann kam eine Klasse auf die Idee, mich am ersten April reinzulegen. Ja, und dann standen plötzlich, als ich in diese Klasse kam, alle Kinder auf Ihren Stühlen, haben ein Dortmund-Lied gesungen, hatten auch die geografischen Koordinaten von Dortmund an die Tafel gemalt und alles in Dortmund-Farben geschmückt. Ich war sehr beeindruckt, aber auch schockiert muss ich sagen. Ja, das war wahrscheinlich das aufregendste Erlebnis. Vielen Dank nochmal dafür.
Wie war Ihre eigene Schulzeit für Sie?
Meine Schulzeit war sehr schön, muss ich sagen. Sie war rückblickend auch sehr entspannt, es war eine schöne Zeit. Ich hatte viel mit Freunden zu tun und hatte auch nicht so viele Sorgen wie heute. Deshalb habe ich das damals auch eigentlich sehr genossen. Ich war ein vernünftiger Schüler, als ich jung war und bis zur 9. Klasse auch sehr strebsam, das hat sich dann aber in der Oberstufe gegeben und ich habe auch andere Dinge des Lebens lieben gelernt. Aber insgesamt war es eine sehr schöne Zeit, auf die ich bis heute gerne zurückblicke.
Welches besondere Ereignis aus Ihrer Schulzeit ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
In meiner Schulzeit waren immer die Fußballturniere das Spannendste. Ich war passionierter Fußballspieler, aber leider hat mich meine Knieverletzung aufgehalten, sonst wären wir öfter Weltmeister geworden, das ist nun mal Fakt. Damals haben wir zum Beispiel die Deutsche Meisterschaft als Schulfußballteam gewonnen. Die Fußballturniere waren das Highlight meines Lebens.
Das negativste Ereignis war, als mein Sportlehrer in der Oberstufe, mit dem ich heute auch noch Kontakt habe, mir eine 3 in Fußball gegeben hat. Das ist etwas, was ich ihm ewig vorhalten werde. Ich hatte im Sportunterricht eine Knieverletzung und mein Knie war ganz dick und angeschwollen und ich musste mich an den Rand setzen. Dann hat er mir gesagt, ich hätte ja nie mitgemacht und wäre immer verletzt gewesen. Dann hat er mir einfach mal eine 3 gegeben. In Fußball! Das geht natürlich gar nicht.
Was ist für Sie die wichtigste Eigenschaft eines Lehrers oder einer Lehrerin?
Natürlich muss man fachlich kompetent sein und den Schülerinnen und Schülern da ganz viel beibringen und muss da Sicherheit ausstrahlen, das ist ganz klar. Aber es gibt auch noch wichtigere Dinge als das. Man muss auch Lust darauf haben, mit Schülerinnen und Schülern zu arbeiten, man muss eine positive Grundeinstellung dazu haben, den Kindern etwas beizubringen. Ich bin der festen Überzeugung, dass, wenn die Schülerinnen und Schüler merken, dass der Lehrer auch selber Lust dazu hat, den Kindern etwas mitzugeben, dann haben sie selber viel mehr Lust darauf. Man muss manchmal auch Themen unterrichten, auf die die Schülerinnen und Schüler von sich aus jetzt nicht so gekommen wären und gesagt hätten: „Nö, da hab ich jetzt nicht so Lust drauf“. Aber dann muss man Wege finden, sie mitzunehmen und das müssen sie auch spüren, finde ich. Das ist das Wichtigste.
Was machen Sie, wenn Sie mal nichts mit der Schule zu tun haben?
Wenn ich nichts mit der Schule zu tun habe, bin ich meistens im Vonovia-Ruhrstadion in Bochum. Nein, ich übertreibe ein bisschen. Ich verfolge natürlich den VfL Bochum sehr doll, aber auch nicht extrem. Aber ich nutze das hier ganz gerne, um gute Stimmung zu erzeugen. Ja, am Fußball bin ich sehr interessiert auf jeden Fall, das mache ich gerne. Ein bisschen Sport mache ich auch tatsächlich, auch wenn man es mir nicht immer ansieht, aber das mache ich schon sehr gerne. Sonst treffe ich mich wie andere Leute auch, ganz gerne mit Freunden.
Welchen Rat würden Sie jedem Schüler und jeder Schülerin geben?
Also erstmal würde ich versuchen, die Dinge, auf die ich richtig Lust habe, wirklich zu verfolgen, mir nicht so oft sagen zulassen, was man alles nicht schaffen kann. Das ist, glaube ich, auch eine ganz wichtige Idee, gerade in meinem Alter war es früher so, dass man gesagt hat, jede Unterbrechung im Lebenslauf wird ganz schwierige Folgen haben und so weiter. Jetzt würde ich das alles, glaube ich, ein bisschen entspannter sehen. Ich würde unbedingt darauf hinweisen, dass man die Dinge verfolgt, auf die man richtig Lust hat, denn die sollte man idealerweise auch zu seinem Beruf werden lassen.
Seit wann sind Sie schon VfL Bochum-Fan, wie sind Sie dazu gekommen und was mögen Sie besonders an dem Verein?
Das ist eine besonders spannende Geschichte, das war tatsächlich – ich überlege gerade – in eurem Alter, das heißt, ich war ungefähr 16 oder 17. Zu der Zeit habe ich mit den verschiedensten Leuten Fußball gespielt und ein Mensch davon ist, seitdem er 6 war, VfL Bochum Fan. Der kommt auch aus Hamburg und der ist Bochum Fan geworden, weil sie, nachdem sie abgestiegen sind, trotzdem noch mit ihren Fans gefeiert haben. Und dann hat er seinen Papa gefragt: „Warum feiern die denn jetzt noch? Die haben doch verloren.“ Und dann meinte sein Papa: „Jaja, die sind aber stolz auf ihre Mannschaft. Die haben heute gewonnen und sind zwar abgestiegen, aber trotzdem“. Und dann meinte er zu seinem Vater: „Ich bin jetzt VfL Bochum Fan“, und dann hat der Vater gesagt: „Jaja, klar …“. Aber als er sich dann 2 Jahre später mit seinem eigenen Taschengeld ein VfL Bochum Trikot in einem Shop gekauft hat, da wurde das dann ernst. Der ist jetzt schon super lange Fan und hat uns dann quasi alle mitgezogen. Mittlerweile bin ich auch lebenslanges Mitglied beim VfL Bochum. Ich finde, dieser Verein ist unglaublich sympathisch und die Menschen vor Ort – also im Ruhrgebiet – sind, kann man ganz schwer erklären, sehr ehrlich auf jeden Fall und sagen einem sofort ins Gesicht, was sie denken. Und sie sind generell auch ein bisschen entspannter als die Norddeutschen. Deswegen finde ich, es ist ein sehr sympathischer Verein, anders als Gelsenkirchen und Borussia Dortmund. Das muss man hier auch noch mal sagen.
Noch eine Frage an Bobbi Bolzer: Wo warst Du denn schon überall und was hast Du schon so Besonderes erlebt?
Also ich muss jetzt für Bobbi Bolzer antworten, weil Bobbi Bolzer immer sehr schüchtern ist. Ich nehme ihn ja auch oft mit in den Unterricht und er hat so viele Ideen, aber immer wenn es in den Unterricht geht, dann hört er auf, sich zu melden und so weiter. Er denkt, er will den anderen ja nicht die richtigen Antworten wegnehmen. Bobbi Bolzer war zum Beispiel schon, und das ist eine sehr aufregende Geschichte, am Gardasee. Da war er unterwegs und hat schöne Fotos gemacht mit Herrn Schilling zusammen, die beiden sind ja auch gute Freunde. Jetzt war er tatsächlich im Urlaub auch schon in Dänemark. Da hat er sich auch auf eine Düne gesetzt, hat da Bilder gemacht und das sehr genossen. Das nächste Reiseziel, wo er hin möchte, ist Prag. Da habe ich ihm schon gesagt, dass wir da auf jeden Fall zusammen hinfahren. Das wird jetzt im September stattfinden. Und vorher vielleicht noch nach Portugal, das haben wir auch auf der Liste. Also Bobbi Bolzer mag auch warme Gebiete, aber ich habe mir überlegt, dass er in seinem Leben noch ganz viele Orte kennenlernen wird.
Vielen Dank für das Interview!
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