Interview mit Herrn Sterner

Dann stellen Sie sich doch bitte erst kurz vor.

Jo, dat maaken wi am besten mol up Plattdütsch, denn een Vorstellung vun mien eegene Person is natürli mit Plattdütsch as mien Mudderspraak verbunnen. Ik kumm ut Nordfreesland, bin dor 1961 geboren, in een ganz lüttje Dörp op deepste Land, mien Vadder weer Buer, ik kunn ook Buer warrn, aver dat het sich je naher verlopen. Ik keem dorno naa Husum, op dat Gymnasium, dat weer de Hermann-Tast-School, und bin dor denn negen Johr lang too School gahen, anschließend naa de Universität Kiel, heff dor Mathematik, Physik, Informatik op Lehramt studeert, bin dor bit 1987 bleven, heff denn twee Johr Referendariat in Flensburg maakt – een richti schöne Stadt an de Ostseeküst – aver denn hebbt se mi naa Norderstedt versett – de Ort ist nich ganz so schön, aver dor kann man ook ganz good leven – und bin hier siet 1989 Lehrer ant Lessing-Gymnasium. Ik wohn jetzt in Henstedt-Ulzburg, bin verheiratet, heff twee Kinner, die all lang uut Huus sind, und intwüschen ook noch een Enkelkind.
So, da weer mien Vörstellung op Platt. Und jetzt mutt ik tatsächli för de Fraag Nummer twee opp hochdütsch wesseln, weil dat sunst too wenig Minschen hier in Norderstedt verstahn kött.

Warum haben Sie sich denn dazu entschieden, Lehrer zu werden, aus welchem Grund für die Fächer Mathe, Physik und Informatik?

Na ja, ick heff je seggt, ich kunn Buer warn. – Ach ja. – Entschuldigung, jetzt auf hochdeutsch. Also, nochmal übersetzt, ich hätte Landwirt auf unserem Erbhof werden können. Aber die landwirtschaftlichen Perspektiven waren schon damals nicht mehr die Besten, auch weil unser Betrieb ein relativ kleiner Betrieb auf der armen Geest war. Ich habe zwar immer gerne mit Tieren gearbeitet, vor allem mit Kälbern und Kühen – wir hatten einen Milchviehbetrieb – und zusätzlich fahre ich bis heute gerne auf Ackern und Wiesen Trecker. Aber die berufliche Alternative in mathematisch-naturwissenschaftliche Berufe einzusteigen, war mich persönlich dann doch attraktiver als die Übernahme des eigenen ländlichen Hofes. Durch das Studium ergaben sich zwei mögliche Wege ausgehend von Mathematik und Physik, nämlich in die einsamere Wissenschaft bzw. Wirtschaft zu gehen und dort in Berufe, die meistens verbunden waren mit der damals gerade neu entstehenden Informatik, oder Lehrer zu werden mit vielen lebhaften Menschenkontakten.

Die Fächer Mathematik und Physik waren gesetzt, logisches Denken hat mir immer viel, viel Spaß gemacht und ich hatte diese Fächer zuvor auch als Leistungskurse gewählt. Geschichte wäre vom persönlichen Interesse her noch eine Alternative gewesen. Ich habe das Studium zunächst auf Lehramt ausgelegt, und sicherheitshalber einen zweiten Weg parallel bereitgestellt und deshalb auch zwei Abschlüsse gemacht, das Staatsexamen für Lehramt und anschließend noch das Diplom in Mathematik. Nach der Uni bin ich zuerst in die Schule gegangen und habe das Referendariat abgeschlossen, dann aber trotzdem gesagt, naja gut, wenn der Plan A durch die aktuelle Lehrer-Arbeitslosigkeit verhindert werden sollte – zu der Zeit wurden Lehrer so gut wie gar nicht eingestellt – dann musst du einen Plan B haben und deshalb nach dem Referendariat diverse Vorstellungsrunden auch in der Wirtschaft gemacht, mit Traumgehältern, die mir angeboten wurden, die man nie und nimmer als Lehrer verdienen kann. Dann aber hat mir Schleswig-Holstein trotz der schlechten Arbeitsmarktlage doch noch einen Lehrerjob angeboten und ich bin sehr gerne dabei geblieben. Das Fach Informatik gehörte nicht direkt zum Mathematik- und Physikstudium, aber es gab eine Möglichkeit, dies zusätzlich bis zum Vordiplom zu betreiben, und es passte sehr gut zum Plan B, den ich immer im Hinterkopf hatte.

Wie sind Sie denn ans LGN gekommen?

Nach dem Abschluss des Referendariats 1989 in Flensburg erfolgte eine zentrale Bewerbung über das Land Schleswig-Holstein. Ich behaupte bis heute, dass man in Kiel nicht richtig gelesen hat: In meiner Bewerbung war mein Geburtsort angegeben, der Geburtsort heißt „Norstedt“ (Nordfriesland) und ich glaube, die haben gedacht, wir schicken den Sterner wieder nach Hause, nämlich nach „Norderstedt“. Und deshalb haben sie mir wohl den Job hier am Hamburger Rand angeboten, ein Landesteil, der damals für Lehrer nicht sehr nachgefragt war. Ich wäre damals ehrlicherweise lieber in Flensburg geblieben, bin jetzt aber auch ganz froh, dass ich hier gelandet bin. Ja, und als mir gesagt wurde, ich käme nach Norderstedt, habe ich sofort gefragt: „Doch nicht etwa ans Lessing-Gymnasium?“. Tatsächlich war mir die Schule zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt durch viele positive Erzählungen meiner damaligen Freundin, die vorher eine Schülerin des Lessing-Gymnasiums gewesen war. Aber wie gesagt, es war eher ein Zufall, dass ich dann genau an die Schule gekommen bin, an der die jetzige Frau Sterner schon 1983 Abitur gemacht hatte.

Was sind denn neben dem Unterrichten Ihre Aufgaben an unserer Schule?

Ich habe lange Zeit eine Plattdeutsch-AG geleitet, auch einige Zeit die Systemverwaltung der EDV, Informatik und Homepage, aber das ist schon einige Jahre her. Die aktuellen Aufgaben, auch schon seit vielen Jahren, sind die Oberstufenleitung und die Stundenplanung – ohne die Vertretungsplanung.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Beruf und an unserer Schule?

Das Gesamtpaket ist es letztendlich mit der Mischung Schule, Schüler, Arbeiten mit Mathematik und Physik, Leitungsaufgaben.

Gibt es denn ein besonders schönes Ereignis aus Ihrer bisherigen Zeit als Lehrer?

Es gibt viele, viele, viele schöne Ereignisse, insbesondere seien die gemeinsamen Erlebnisse mit den jährlichen Abiturjahrgängen genannt, die intensive Zeit der Vorbereitung, der Prüfungen, die Abschlussfeiern, die gemeinsamen Studienreisen nach Berlin, München und Genf. Auch das Wiedersehen mit Ehemaligen und deren Feedback Jahre später ist immer wieder ein sehr schönes Erlebnis.

Es gab aber auch eine besonders unschöne Zeit, die gesamte Corona-Zeit. Schule online ohne Schüler ist nix.

Wie war denn Ihre eigene Schulzeit für Sie?

Normal und ohne besondere Vorkommnisse im schönen Husum an der Waterkant in Nordfriesland.

Was ist denn für Sie die wichtigste Eigenschaft eines Lehrers oder einer Lehrerin?

Man gebe immer 100% und hole so möglichst das Optimum für sich selbst und für die Schülerinnen und Schüler heraus. Und man gucke nicht, wie lange es denn noch bis zur Rente dauert. Man möge immer Freude an der Sache haben und dann wird einem diese Freude auch von den Schülern zurückgegeben.

Sie sind ja einer der wenigen Menschen, die noch so richtig platt schnacken können. Wie kam es denn dazu?

Dat ist nix anners as mien Mudderspraak. De Eenzigen, de domols int Dörp in Nordfreesland nich platt schnackt hebbt, weern de Lehrer und de Pastor. Natürlich mussten wi in de Dörps-Grundschool ook schon hochdütsch schnacken, und in Husum sowieso. Ik weet aver nich mehr, wann genau ik erstmols Hochdütsch leert heff.

Sie sind der Lehrer, der am längsten am Lessing-Gymnasium unterrichtet. Wird Ihnen der Abschied schwerfallen?

Im Moment bin ich noch voll dabei und denke überhaupt nicht an den Abschied. Ich mache den Job gerne und auch gerne so lange, bis das offizielle Alter erreicht ist. Was danach kommt, weiß ich noch nicht.

Danke für das Interview!

 

 

 

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