LGBTQ-Rechte weltweit
Während hier in Deutschland die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare seit 2017 erlaubt ist und queere Menschen weitgehend geschützt sind, sieht die Realität in vielen Teilen der Welt ganz anders aus. Doch wie steht es eigentlich um die LGBTQ-Rechte in anderen Ländern?
Weltweite Ungleichheiten
Aktuell haben nur 12 Länder, darunter Bolivien, Österreich, Malta und Südafrika, ein ausdrückliches Verbot der Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität in ihrer Verfassung verankert. Bei fast 200 Staaten weltweit entspricht das weniger als 7%. In vielen Ländern gibt es weder Gesetze, die die Rechte der betroffenen Menschen schützen noch Initiativen, die sich um Gleichberechtigung bemühen, was ein großes Hindernis für Menschen der weltweiten LGBTQ-Community darstellt. Eine Auswertung der Hamburger Reisesicherheits-Analysefirma A3M zeigt die Gefahr für queere (Reisende) deutlich: Mit fünf Risikostufen wird weltweit bewertet, wie gefährlich ein Land für LGBTQ-Personen ist, von Dunkelgrün (sehr sicher) bis Dunkelrot (sehr gefährlich). Rund 170 von 200 Ländern fallen dabei in die Kategorien Gelb bis Dunkelrot, was verdeutlicht, dass in der Mehrheit der Staaten weltweit ein erhöhtes Risiko für Diskriminierung, Gewalt oder strafrechtliche Verfolgung besteht.
Strafen für Homosexualität
In 64 Staaten weltweit wird Homosexualität immer noch strafrechtlich verfolgt. Dazu zählen auch welche der bevölkerungsreichsten Länder der Erde, wie beispielsweise Indien oder Ägypten. In 12 Ländern droht für gleichgeschlechtliche Beziehungen sogar die Todesstrafe, welche zum Teil auch wirklich vollstreckt wird, so beispielsweise in Ländern wie dem Iran, Saudi-Arabien, Somalia und Jemen. Doch auch in Staaten wie Afghanistan, Katar und Mauritius besteht die rechtliche Möglichkeit zur Todesstrafe aufgrund sexueller Orientierung. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die zuständigen Behörden Schutz bei Gewalt oder Diskriminierung häufig verweigern und stattdessen sogar teilweise direkt an der Unterdrückung beteiligt sind. Im Zuge dessen müssen auch Täter von Hassverbrechen gegen LGBTQ-Menschen in diesen Ländern kaum strafrechtliche Konsequenzen fürchten, was zu Angst innerhalb der Bevölkerung führt. Auf dem afrikanischen Kontinent stufen beispielsweise momentan 31 Länder einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen als kriminell ein. Dies widerspricht nicht nur den internationalen Menschenrechtsstandards, sondern auch der sogenannten Afrikanischen Charta der Menschenrechte, wobei es sich um ein regionales Menschenrechtsabkommen handelt, das im Jahr 1986 in Kraft trat und eigentlich Gleichheit und Menschenwürde garantiert.
Transrechte
Während immer mehr Aufmerksamkeit auf die Rechte homosexueller Menschen gerichtet wird, gerät die Lage von Transpersonen häufig eher in den Hintergrund. In 14 Ländern der Welt ist es somit strafbar, trans zu sein und allein das Existieren als Transperson kann dort rechtliche Konsequenzen haben. Dazu kommt, dass es häufig keine offiziellen Möglichkeiten zur Änderung des Geschlechts in Ausweisen oder anderen wichtigen Dokumenten gibt. Damit gehen dann automatisch Nachteile wie Diskriminierung im Alltag, nicht ausreichende Zugang du Gesundheitsversorgung und Benachteiligung im Bildungssystem einher.
Positive Entwicklungen – aber langsam
Trotz all dieser negativen Entwicklungen und Situationen weltweit gibt es auch positive Zeichen: So sind mittlerweile beispielsweise in 38 Ländern auf der Welt gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt. Bereits im Jahr 2001 waren die Niederlande das erste Land, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare erlaubte und damit einen bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung von LGBTQ-Rechten setze. Innerhalb der Europäischen Union sind mittlerweile einige Länder diesem Beispiel gefolgt. So können inzwischen in mehreren Ländern der EU gleichgeschlechtliche Ehen oder wie zum Beispiel in Bulgarien, Rumänien und Polen zumindest eingetragene Partnerschaften geschlossen werden. Die rechtliche Anerkennung ist dabei unterschiedlich stark: Von begrenzten Rechten bis hin zu fast vollständiger Gleichstellung. Als positive Entwicklung zu betrachten ist auch, dass laut einer Studie des Pew Research Centers aus dem Jahr 2019 die gesellschaftliche Akzeptanz weltweit, insbesondere aber in Westeuropa und Nordamerika, steigt. Unterschiede gibt es jedoch nach Region, Religion und Generation. So sind beispielsweise jüngere Menschen den LGBTQ-Rechten gegenüber tendenziell offener.
Reisehinweise für queere Menschen
Queere Menschen, die verreisen wollen, sollten auf jeden Fall darauf achten, ihre Reiseziele sorgfältig zu wählen und sich vorher über die aktuelle Lage der LGBTQ-Rechte vor Ort zu informieren, da ihnen in vielen Ländern selbst als Touristen nicht nur Diskriminierung, sondern auch ernsthafte Gefahr drohen könnte. Der vom Reiseblog Spartacus – International Gay Guide erstellte Gay Travel Index ordnet Länder nach LGBTQ-Freundlichkeit, welche abhängig von der jeweiligen Gesetzeslage, der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Sicherheitslage festgelegt wird. Zuletzt lagen bei dieser Auswertung die Länder Kanada, Malta, Neuseeland, Portugal und Spanien auf dem ersten Platz.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die globale Situation für LGBTQ-Rechte nach wie vor sehr unterschiedlich ist und die Menschen, die dies betrifft, in vielen Teilen der Welt mit erschreckend wenig Akzeptanz und teilweise harten Strafen rechnen müssen. Dennoch gibt es Hoffnung: Der weltweite Aktivismus und die damit langsam zunehmende Aufmerksamkeit in der Gesellschaft helfen, eine Grundlage für bessere LGBTQ-Rechte zu schaffen
Quellen
- https://www.lsvd.de/de/ct/1245-LGBT-Rechte-weltweit
- https://www.itb.com/de/itb-360°/newsroom/lgbtq-menschen-werden-in-76-laendern-kriminalisiert.html
- https://off-campers.com/de/blog/gay-travel-index-die-lgbtq-freundlichsten-reiseziele
- https://ilga.org/state-sponsored-homophobia-report-2024
- https://www.pewresearch.org/global/2020/06/25/global-divide-on-homosexuality-persists/
- https://ilga.org/trans-legal-mapping-report
- https://spartacus.gayguide.travel/gay-travel-index/
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